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Migräne und Dauerkopfschmerz

Fast jeder sechste Deutsche leidet an Migräne oder chronischen Kopfschmerzen. Meist sind Stress, Wetter oder migräneauslösende Nährstoffe die Ursache für die gefürchteten Migräne-Attacken.

▼Akupunktur▼Implantat-Akupunktur ▼Info-Brief anfordernDer eine Kopfschmerz? Den gibt es nicht: Die internationale Kopfschmerzgesellschaft IHS unterscheidet mehr als 200 verschiedene Formen von Kopfschmerz, darunter allein 23 verschiedene Arten von Migräne.
Migräne ist ein Kopfschmerz von 4-72 Stunden Dauer, pulsierend, von mäßiger bis schwerer Intensität, halbseitig, unter körperlicher Belastung zunehmend. Übelkeit, Erbrechen oder Lärmempfindlichkeit, Lichtscheue oder Geruchsempfindlichkeit gehören zu den Begleitsymptomen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Schätzungsweise 24 Mio. Amerikaner leiden an Migräne und allein in Deutschland sind etwa 8 Millionen Menschen betroffen. Sie kann in jedem Alter auftreten, in der Regel jedoch zwischen dem 10. und 40. Lebensjahr.
Die Migräne ist derzeit durch medizinische Maßnahmen nicht heilbar. Die Intensität und Häufigkeit der Migräneanfälle kann jedoch durch geeignete Maßnahmen reduziert werden (Migräneprophylaxe).
Migräne-Attacke
Ein Migräne-Anfall gliedert sich oft in unterschiedliche Phasen, gekennzeichnet durch charakteristische Symptome. Diese sind häufig:

Klassifikation Rückenschmerzen nach ICD-10 (Auszug, M54)
Vorbotenphase Wenige Stunden bis zwei Tage vor einer Migräne-Attacke. Symptome sind häufig Müdigkeit, Geräuschempfindlichkeit und häufiges Gähnen. Weiterhin sind Störungen im Magen-Darm-Trakt bekannt sowie Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel. Obwohl eine Vorbotenphase bei mindestens 30% aller Migräne-Patienten auftritt, wird der Zusammenhang mit der später auftretenden Migräne-Attacke oft nicht erkannt.
Auraphase In der Auraphase werden meist visuelle Störungen (Skotome, Fortifikationen, Verlust des räumlichen Sehens und Unschärfe) oder Sensibilitätsstörungen (Verlust der Berührungsempfindung oder Kribbelempfindungen in den Armen, Beinen und im Gesicht) empfunden. Diese Symptome setzen langsam ein und klingen wieder vollständig ab. Die Aura hat keine schädigende Auswirkungen auf das Hirngewebe. Die Anzeichen sind vorübergehend und dauern in der Regel bis zu 60 Minuten. Eine Migräneaura tritt bei etwa 15 bis 20 % aller auf.
Kopfschmerzphase Der Kopfschmerz tritt meist halbseitig (etwa 70 %) insbesondere im Bereich von Stirn, Schläfe und Auge auf. Er ist meist pulsierend und nimmt bei körperlicher Betätigung an Intensität zu, während Ruhe und Dunkelheit zur Linderung der Kopfschmerzen beitragen. Die häufigsten Begleitsymptome sind Appetitlosigkeit (> 80 %), Übelkeit (80 %), Erbrechen (40–50 %) sowie Überempfindlichkeit gegenüber Licht (60 %) und Geräusche (50 %). Die Dauer der Kopfschmerzphase variiert zwischen 60 Minuten bis zu drei Tagen.
Rückbildungsphase In der Rückbildungsphase nehmen der Kopfschmerz und die Begleitsymptome bis zur vollständigen Erholung langsam ab. Der Patient fühlt sich müde und angespannt. Die Rückbildungsphase kann bis zu 24 Stunden dauern.

Arten von Migräne

Die Migräne ist wie der Spannungskopfschmerz und der Clusterkopfschmerz eine eigenständige Kopfschmerzerkrankung. Sie ist nicht die offensichtliche Folge anderer Erkrankungen wie Hirntumoren, Hirntraumata, Hirnblutungen oder Entzündungen. Die Verschiedenen Arten von Migräne werden gemäß den Richtlinien der International Headache Society (IHS) in folgende Hauptklassen unterteilt:

  • Migräne ohne Aura (Gewöhnliche Migräne)
  • Migräne mit Aura (Klassische Migräne)
  • Retinale Migräne
  • Wahrscheinliche Migräne
  • Migränekomplikationen

Die Migräne ohne Aura ist mit etwa 80–85 % aller Fälle die häufigste Form. Von einer Migräne ohne Aura kann gesprochen werden, wenn in der Krankengeschichte mindestens fünf Migräneattacken auftraten, bei denen mindestens zwei der vier Hauptkriterien erfüllt sind und der Kopfschmerzphase keine Aura vorausging:

  • Hemikranie (einseitiger Kopfschmerz), Seitenwechsel ist möglich
  • mittlere bis starke Schmerzintensität
  • pulsierender oder pochender Schmerzcharakter
  • Verstärkung durch körperliche Aktivität

Zusätzlich muss mindestens ein vegetatives Symptom wie etwa Übelkeit, Erbrechen oder Geräusch- und Lichtüberempfindlichkeit vorhanden sein.

Spannungskopfschmerz

Spannungskopfschmerz kann in einigen Symptomen der Migräne gleichen. Die Schmerzen sind jedoch nicht halbseitig und vorwiegend mittelstark. Eine Aura tritt nicht auf und Patienten sprechen nicht auf Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Triptane an. Als Begleitsymptome können leichte Übelkeit und Lichtüberempfindlichkeit auftreten.

Akut-Therapie

Zur Therapie eines akuten Migräneanfalls werden derzeit unspezifische Schmerzmittel aus der Gruppe der Nichtopioid-Analgetika (zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Ibuprofen) sowie spezifische Migränetherapeutika aus den Gruppen der Triptane (zum Beispiel Sumatriptan, Naratriptan und Eletriptan) als Mittel der ersten Wahl eingesetzt.
Als nichtmedikamentöse Methoden gelten Ruhe in einem geräuscharmen, abgedunkelten Raum, Aromatherapie, Pfefferminzöleinreibungen auf die Stirn und Autogenes Training. Diese Methoden sind jedoch derzeit nicht ausreichend untersucht.

Prophylaxe

Das Ziel der Migräneprophylaxe ist, die Häufigkeit oder die Schwere von Migräneattacken bereits vor ihrer Entstehung zu senken. Dies ist insbesondere dann angezeigt, wenn Patienten einen starken Leidensdruck oder Einschränkungen der Lebensqualität durch Migräne erfahren. Zur Migräne-Prophylaxe stehen verschiedene therapeutische Ansätze zur Verfügung:
Medikamente
Beta-Blocker und Calciumantagonisten gelten als Mittel der ersten Wahl bei medikamentöser Prohylaxe. Weiterhin können bestimmte Antiepileptika eingesetzt werden, falls die Gabe von Beta-Blockern nicht möglich oder unwirksam ist.
Als Mittel der zweiten oder Dritten Wahl stehen das Antidepressivum Amitriptylin, das Schmerzmittel Naproxen sowie spezifische blutdrucksenkende Wirkstoffe zur Verfügung.
Pflanzliche Arzneimittel
Die Gabe von pflanzlichen Arzneimitteln auf der Basis von Pestwurz kann zur Migräneprophylaxe sinnvoll sein.
Sonstige nichtmedikamentöse Prophylaxe
Die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson und Biofeedback können ebenso eine wirksame Möglichkeit zur Migräneprophylaxe sein. Daneben stehen verschiedene andere Methoden, wie zum Beispiel Ernährungsmaßnahmen, Entspannungstechniken, Yoga, autogenes Training und leichter Ausdauersport als Alternativen zur Verfügung. Die tatsächliche Wirksamkeit dieser Methoden ist jedoch nicht ausreichend untersucht.

Akupunktur

Akupunkturpunkte am OhrAbb: Akupunkturpunkte am OhrEs existieren heute viele verschiedene Formen von Akupunktur. Die wichtigsten Vertreter sind die Körperakupunktur sowie Ohr,- Schädel- und Handakupunktur. Dabei werden jeweils verschiedene Methoden zur Punktstimulation benutzt wie etwa klassische Akupunkturnadeln, Dauernadeln, Akupressur oder Stimulation mittels Laser.

Eine besondere Form der traditionellen Punktstimulation ist vor allem in Asien verbreitet: An den bekannten Akupunkturpunkten werden kurze Fäden aus auflösbarem chirurgischen Nahtmaterial an bekannte Akupunkturpunkte unter die Haut implantiert (Catgut-Akupunktur). So wird eine Langzeitstimulation erreicht. Die positive Wirkung auf viele Krankheitsbilder wurde in klinischen Studien belegt5).

Akupunktur bei Migräne und Dauerkopfschmerz

Eine weitere hervorragende Möglichkeit zur Prophylaxe von Migräne bietet die Akupunktur. Als alternative Heilmethode wird sie bereits seit langer Zeit bei vielen Formen von Migräne eingesetzt.
Die Wirksamkeit wurde in zahlreichen Studien untersucht und diskutiert. Im Jahr 2009 wurde erstmals eine Meta-Studie1) veröffentlicht, in welcher die positive Wirkung der Akupunktur bei Migränepatienten eindeutig nachgewiesen werden konnte. Insgesamt flossen die Daten aus weltweit 22 kontrollierten klinischen Studien mit insgesamt 4419 Migräne-Patienten in die Meta-Studie ein2).
Als Fazit wurde festgestellt, dass die Akupunktur zur Migräneprophylaxe bei einer geringeren Anzahl an Nebenwirkungen mindestens so wirksam ist wie die konventionelle medikamentöse Prophylaxe2).
Eine aktuelle Meta-Studie über die Wirksamkeit von Akupunktur bei Schmerzerkrankungen aus dem Jahr 2012 konnte diese Erfahrungen bestätigen. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Andrew Vickers wertete 29 kontrollierte Studien (17.922 Patienten) aus. «Akupunktur ist eine effektive Behandlungsmethode für chronische Schmerzzustände und deshalb eine sinnvolle Therapieoption», so Vickers3).
Akupunktur wird mittlerweile als Therapie zur Prophylaxe in der Migräne-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie aufgeführt4) und von den meisten Experten empfohlen.
Auch bei Patienten mit episodischem oder chronischem Spannungskopfschmerz bietet Akupunktur eine wertvolle nicht pharmakologische Therapiemöglichkeit2).

Ohrakupunktur

Vergleich zwischen Dauernadel und Implantat-NadelAbb: Eine herkömmliche Dauernadel (links) und eine moderne Implantat-Nadel Als bedeutendster Vertreter der Mikrosystem-Akupunkturen gilt heute die Ohrakupunktur. Wann die Ohrmuschel erstmals therapeutisch genutzt wurde, ist nicht genau bekannt. Der älteste überlieferte Bericht stammt von Hippokrates. In den 1950er Jahren durchforschte der französische Arzt Paul Nogier die Literatur der Vergangenheit. Mit seinen Forschungen und Erkenntnissen legte er den Grundstein für die mittlerweile weltweit verbreitete moderne Ohrakupunktur: Die Aurikulomedizin. Diese bietet neben der Anwendung verschiedener Nadeltechniken auch diagnostische Möglichkeiten.

Seit den 1970er Jahren können zur Ohrakupunktur auch sogenannte »Dauernadeln« eingesetzt werden. Diese Nadeln verbleiben meist 1-2 Wochen im Ohr.

Implantat-Akupunktur

Ein Akupunktur-Implantat wird platziertAbb: Ein Akupunktur-Implantat wird platziert Die moderne europäische Implantat-Akupunktur ist eine Form der Ohrakupunktur. Anstatt der kurzfristigen Anwendung von klassischen Akupunkturnadeln oder Dauernadeln werden winzige Implantatnadeln an den bekannten Reflexpunkten gesetzt. Die Nadel wächst nach 1-2 Tagen völlig unsichtbar in der Ohrmuschel ein und muss nicht wieder entfernt werden. Dadurch sollen die Reflexpunkte permanent stimuliert werden.

Implantat-Akupunktur entspricht im Stimulationsmechanismus (»Implantate am Akupunkturpunkt«) der asiatischen Catgut-Akupunktur, wird jedoch ausschließlich zur Ohrakupunktur eingesetzt.

So funktioniert Implantat-Akupunktur
Implantation einer Nadel am Ohr (schematisch) Implantation einer Nadel am Ohr (schematisch) Implantation einer Nadel am Ohr (schematisch)
1. Der Implantator wird auf den
Reflexpunkt gesetzt.
2. Mit leichtem Druck wird das Implantat (hier rot) sanft in die Haut geschoben. 3. Nach 2-3 Tagen ist das Implantat unsichtbar an seinem Bestimmungsort eingewachsen.

Die verwendeten Akupunktur-Implantate haben in etwa die Größe einer Stecknadelspitze. Sie bestehen aus medizinischem Reintitan und sind hochverträglich. Als Alternative zu Dauerimplantaten aus Titan können Templantate eingesetzt werden (»Jahresnadeln«). Diese Nadeln bestehen aus einem synthetischen organischen Hightech-Material auf Glucose-Milchsäurebasis und sind auflösbar. Sie verbleiben 15-20 Monate im Ohr und werden während dieser Zeit vom Körper vollständig abgebaut.
Speziell ausgebildete Implantat-Akupunkteure setzen Implantate vorwiegend bei Krankheitsbildern ein, bei welchen sie mit klassischer Ohrakupunktur bereits gute Erfahrungen machen konnten.

Vergleich zwischen Dauernadel und Implantat-NadelImplantat-Akupunktur am Beispiel RLS: Ergebnisse einer Studie über die Abnahme des iRLS-Scores bei Patienten mit Restless-Legs-Syndrom nach der Behandlung mit Implantat-Akupunktur. Quelle: Deutsche Zeitschrift f. Akupunktur10

Seit der Entdeckung der noch relativ jungen Implantat-Akupunktur im Jahr 2001 werden diese speziellen Nadeln aufgrund ihrer Natur als Dauerimplantat vorzugsweise bei chronischen Krankheitsbildern angewendet. Die Behandlung erfolgt ambulant unter sterilen Bedingungen und ist unkompliziert.

Bei der Behandlung von Migräne und Dauerkopfschmerz werden sowohl resorbierbare Implantatnadeln (Templantate) als auch Titan-Implantate eingesetzt.

Das leistet Implantat-Akupunktur

  • Das Implantat verbleibt permanent am Reflexpunkt im Ohr
  • Das Implantat ist völlig unsichtbar
  • Die Materialen des Implantats sind sehr gut verträglich
  • Verringertes Risiko von Entzündungen gegenüber Dauernadeln
  • keine medikamentösen Nebenwirkungen
  • Es bleiben keine kosmetischen Schäden zurück

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Quellen & Referenzen
1) Meta-Studie, systematische Übersichtsarbeit: Bei einer Meta-Studie werden mehrere einzelne unabhängige klinische Studien (Primärstudien) zusammengefasst und statistisch ausgewertet. In der Evidenzbasierten Medizin werden systematische Übersichtsarbeiten von kontrollierten Studien die höchste Beweiskraft für den Nachweis einer therapeutischen Wirksamkeit zugeschrieben. Der anerkannteste Herausgeber von Systematischen Übersichtsarbeiten in der Medizin ist die Cochrane Collaboration.
2) Linde K, Allais G, Brinkhaus B, Manheimer E, Vickers A, White AR. Acupuncture for migraine prophylaxis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2009, Issue 1. Art. No.: CD001218. DOI: 10.1002/14651858.CD001218.pub2, PMID 19160193
3) Vickers AJ et al.: Acupuncture for chronic pain: individual patient data meta-analysis. Arch Intern Med. 2012 Oct 22;172(19):1444-53. doi: 10.1001/archinternmed.2012.3654, PMID 22965186
4) Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie; 4. überarbeitete Auflage 2008, S. 654 ff, ISBN 978-3-13-132414-6; Georg Thieme Verlag Stuttgart
5) Acupoint catgut-embedding therapy: superiorities and principles of application. Zhang X P et al, 2012, PMID 2325928.



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