Sie fürchtete sich vor einem Leben im Rollstuhl – ein paar Nadeln im Ohr waren ihre Rettung. Schlimme Schmerzen ohne Aussicht auf Besserung hatten Katharina Kaplinski verzweifeln lassen (Neue Post, kr) „Jetzt muss ich mich aber beeilen“, sagt
Katharina Kaplinski und hastet, gleich zwei Stufen auf einmal nehmend, die steile
Treppe zum Bahnsteig hinauf, springt gerade noch rechtzeitig durch die geöffnete
TĂĽr in den anfahrenden Zug.
Noch vor wenigen Monaten hätte sie ihre S-Bahn mit Sicherheit verpasst.
FĂĽr 20 Stufen brauchte sie damals ganze 20 Minuten. In die Hocke gehen
- ein Alptraum. Zwei Stunden am Stück sitzen - unmöglich. „Nicht
einmal meine Socken konnte ich alleine an- und ausziehen“, sagt die 26-
jährige Berlinerin. „Es ging nichts mehr. Schmerzen quälten
mich Tag und Nacht.“
Eine Operation kam nicht infrage
Der Grund: Katharina Kaplinski litt unter einer Meniskusdegneration mit Gewebeeinrissen.
Weder Spritzen noch Tabletten halfen. Die Schmerzen in den Knien waren bereits
chronisch. Auch eine Operation kam nicht infrage, weil die Ă„rzte die damit
verbundenen Risiken für zu hoch hielten. „Ich war völlig verzweifelt“,
sagt sie. „An manchen Abenden habe ich mich vor Schmerzen in den Schlaf
geheult. Mit nur 26 Jahren drohte mir ein Leben als Behinderte.“
Doch dann erfuhr sie von Dr. Bernd Walter, einem Facharzt fĂĽr Schmerztherapie.
Seit etwa einem Jahr behandelt der Mediziner Patienten, die an chronischen Schmerzen
des Bewegungsapparates leiden, mit einer neuartigen Ohr-Akupunkturmethode. Die
dabei benutzten Nadeln sind so klein wie Stecknadelspitzen. Im Gegensatz zur
traditionellen Akupunktur werden sie dauerhaft zwischen Haut und Knorpel implantiert,
ĂĽben dort einen Reiz aus, der ĂĽber die Nervenbahnen heilsam auf die
entsprechende Körperregion einwirkt.
Insgesamt 15 winzige Nadeln setzte Dr. Walter seiner Patientin ein. „Seitdem
sind meine Schmerzen wie weggeblasen“, sagt sie. „Und auch die Angst
vor einem Leben mit Krücken oder gar im Rollstuhl.“
Heute kann sie wieder Volleyball spielen
Im Gegenteil: Nicht nur ihre Schmerzen sind verschwunden, sie kann auch wieder
Radfahren, Treppensteigen und Volleyball spielen. Jetzt hofft sie, dass sie
zu jenen 80 Prozent der Patienten gehört, denen die Nadeln im Ohr dauerhafte
Heilung gebracht haben.
[Quelle: Neue Post, Kirstin RĂĽther] |